Donnerstag, 24. November 2011

DESIGN THROUGH DEBATE

You are welcome to turn up in the overflow spaces of critical, collective design ...

Die Universität für Angewandte Kunst Wien gründet die Victor J. Papanek Foundation. 40 Jahre nach Veröffentlichung der englischen Originalfassung des meistgelesendsten Design-Manifestes aller Zeiten “Design for the Real World – Human Ecology and Social Change” von Victor Papanek. Eine zweitägige Konferenz mit akademischen VertreterInnen aus dem angelsächsischen Bereich untersuchte die aktuelle Relevanz von Papanek´s kritischen Sichtweisen auf die Design-Profession:


Bei seinem Impulsreferat in Wien unterstreicht John Thackara die Bedeutung von temporären Communities, die “below the radar” mit alternativen Gesellschaftsmodellen und Lebensstilen experimentieren, er erwähnt das britische Festival der Secret Garden Party und ein Gruppe von jungen Franzosen, die in der Nähe seines jetzigen Wohnorts in Frankreich Steinhäuser errichten. Mit ihm gemeinsam praktizieren die Architektur-Historikerin Felicity D. Scott, die an der Columbia University in New York “ Critical, curatorial & conceptual practices in architecture”, origineller Weise CCCP abgekürzt, unterrichtet, der Industrial Designer Anthony Dunne, nunmehriger Professor of Design Interactions am Royal College of Art in London sowie Jamer Hunt, Direktor des Graduate Programs in Transdisciplinary Design an der New School for Design in New York City “Design through Debate”, also Design als Diskurs. Felicity D. Scott appelliert an die Risikobereitschaft von DesignerInnen. Sie versteht Design als eine experimentelle Praxis, die als strategisches Instrument Alternativen “that might attract, alter and effect one´s existence” aufzeigen kann.


Jamer Hunt erinnert in seinem Vortrag an die Berücksichtigung von Skalierungen bei Design-Prozessen: “Scale is an interesting lense. With the scale the problems, the opportunities and the ways to intervene change.” Er gesteht ein, dass Design vor allem einer bourgeoisen Kultur entspringt und sich seine priviligierten StudentInnen zwar die teure Ausbildung aber keine allzu radikalen Avantgarde-Ideen leisten. Auf die Frage einer anwesenden New Yorkerin, die einer der über 80 lokalen Occupy Wall Street - Gruppen angehört, welche Rolle denn nun DesignerInnen in dieser Bewegung spielen können, meldet sich der eher humble & passiv wirkende Anthony Dunne lapidar zu Wort: “Designers are citizens and consumers, too.” Conclusio nach dem ersten Konferenztag: There is no prescription for rebellion.


Am zweiten Konferenztag übernimmt Guy Julier, Research Fellow für Contemporary Design am Victoria & Albert Museum in London, die Rolle des Moderators dieser wieder sehr kohärenten Expertenrunde. Neu dabei ist Björn Franke, Lektor für Designgeschichte und -theorie an der Universität für Angewandte Kunst Wien und Dozierender an der Zürcher Hochschule der Künste. Guy Julier fasst die gesellschaftspolitisch relevantesten Veränderungen seit dem Erscheinen von Vicor Papaneks polemischer Streitschrift “Design for the Real World – Human Ecology and Social Change” folgendermassen zusammen: “The awareness of climate change, the introduction of the internet, the end of the Cold War, urbanization tendencies, demographic changes through migration, the globalisation of production and an aging population.”


Es wird der Wunsch nach mehr Design-Aktivismus und einer Abkehr vom “western centric approach of thinking” artikuliert. Design sollte nicht mehr wie im historischen Sinne mit einem Objektfetischismus gleichgesetzt werden, oder um es mit den Worten von Jamer Hunt zu verdeutlichen: “Design has to move beyond building things like posters & toasters. Design has to think about platforms, systems, services, rules.“ Das idiologische Konstrukt einer solution-based bzw. Endprodukt-orientierten Praxis sollte neu überdacht werden. Eine wichtige Funktion von “Design through Debate” ist bereits das Herausarbeiten und Veranschaulichen von Problemen und Fragestellungen. Eine Rekonfiguration der Disziplin “Design” als Übersetzerin von Ideen in Objekte scheint angebracht: “Design is not always an additive process. Eliminate things instead of adding more. Understand design as a reductive kind of practice!”

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TEXT: Michael-Franz Woels

Freitag, 28. Oktober 2011

Interview mit Chris Haring




Chris Haring wurde 1971 in Schattendorf im Burgenland geboren und zählt mittlerweile zu den wichtigsten österreichischen Choreografen. 2007 bekam er auf der Biennale von Venedig den Goldenen Löwen. Bei einem Besuch der Proben zu dem Stück „Wellness“, der ersten Folge einer neuen Performance-Serie mit dem paradiesischen Namen „The Perfect Garden“ , das er im Sommer bei Impulstanz #28 im Palmenhaus des Burggartens uraufführte, gibt er Einblicke in seine Arbeit mit der Company Liquid Loft.


Die neue Arbeit „Wellness - The Perfect Garden“ setzt sich mit dem Thema Wellness auseinander. Wie kam es zu dem Interesse an diesem aktuellen Gesundheitshype?

Chris Haring: Ian, einer der Tänzer auf der Bühne, erzählt zu Beginn der Performance: „We deserve it. Ich bin mir das wert, ich gönne mir das jetzt. Ich muss das jetzt genießen. Ich muss dieses Gefühl festhalten.“ Sobald man es aber hat, zerfällt es auch wieder. So bin ich auf dieses Wellnessthema gekommen. Wellness ist sozusagen das Grundthema, das Setting. Ich finde ja, dieses Wort Wellness, wenn du es oft wiederholst, fängt es zu nesseln an. Für mich ist das so ein Ding, das ist immer mehr gewachsen und gewachsen. Ich bin im Burgenland aufgewachsen und da gibt es ja überall diese Thermen. Man geht da hin und fühlt sich auf Befehl wohl. In kürzester Zeit schwitzt man sich in der Sauna den Alkohol der ganzen Woche raus, geht anschliessend ein paar Runden Schwimmen, wird danach passiv bewegt und am Schluss gibt´s dann ein Schnitzel, das nicht in Schmalz sondern im Bio-Öl gebraten ist und am Montagmorgen ist man dann wieder fit.

Grün, der Garten, die Natur als Wohlfühlelement?

Die Ursprungsidee des Gartens ist ja schon seit Jahrtausenden ein Thema in der Kunst. Der Mensch, der die Natur einfasst und so ein bisschen Gott spielt. Interessant war in diesem Prozess das Kennenlernen des bildenden Künstlers Michel Blazy, der in sehr langen Zeiträumen denkt. Wenn er mit seinen organischen Materialien arbeitet, dann braucht das immer wahnsinnig lange bis etwas entsteht. Und wenn es dann entstanden ist, vergeht es auch wieder sehr rasch. Er findet die Schönheit in Teilen, die wieder zergehen und er sucht dabei auch immer sehr schöne Farben aus. Tanz ist ja auch vergänglich, in dem Moment, wo du an Sequenzen arbeitest, ist es auch schon wieder vorbei. Wieder Proben das ganze Jahr tagein, tagaus und was dann überbleibt ist nur ein Bruchteil dessen, was im Endeffekt gezeigt oder aufgenommen wird und einem Publikum gezeigt wird und so in den Köpfen in Erinnerung bleibt. Die Bewegung, die im Proberaum verloren geht ist weg. Michel´s Installationen entstehen zum Teil über einen Zeitraum von 10 Jahren.

„Wellness_ The Perfect Garden“ ist als Fortsetzungs-Stück angelegt?

Dadurch, dass so viel Material da ist und neue Leute dabei sind - insgesamt sieben, mit ganz unterschiedlichen Hintergründen - fände ich es schade, wenn wir das in einem Stück verbraten. Es sind weitere Schritte, sozusagen weitere Gärten die wir anlegen wollen, geplant. Die Erstaufführung findet im Glashaus (Palmenhaus im Wiener Burggarten) statt, das nächste auf der Bühne und dann wird in der Stadt, im öffentlichen Raum inszeniert. Wir suchen unterschiedlichste Locations, wo wir diese „Gärten“ wachsen lassen können. Auf der Bühne wird sicher anderes Material eingesetzt werden als im Glashaus, im Freiraum hast du dann die Umwelteinflüsse, der Raum nicht so geschützt, hast wieder einen ganz anderen Rahmen.

Nochmal zurück zu Michel Blazy, wie bringt er sich im neuen Stück „Wellness – The Perfect Garden“ ein?

Michel ist wirklich super, ein extrem herzlicher Mensch. Er kommt für ein paar Tage aus Paris in unseren Proberaum in Wien und dann wird hier ordentlich gebastelt. Er beobachtet die Proben und plötzlich entstehen im Hof Skulpturen aus Materialien wie Kartoffelstärke - in riesigen Mengen wird hier herumgepanscht. Er kommt dann rein und sagt: „Hey Chris, was sagst du dazu?“ Die Kommunikation funktioniert super, obwohl ich nicht Französisch spreche und er nur wenig Englisch. Er schaut auch bei den Proben zu und gibt Dinge dazu und greift auch in das emotionale Geschehen auf der Bühne ein. Er gibt nicht nur Kommentare dazu ab, in welche Richtung sich, seiner Meinung nach, gewisse Choreografien weiterentwickeln sollten. Er hat dann auch extrem unterschiedliche Materialien gebracht. Wir haben ja durch das Palmenhaus als Aufführungsort schon sehr viel „Garten“ als Vorgabe. Da muss man quasi dagegenarbeiten, eher mit anderen Materialien reingehen und trotzdem noch die Assoziation dazu behalten. Das hat Michel sehr schnell kapiert, er ist da sehr feinfühlig. Er hat in Nizza studiert. Als ich ihn einmal fragte, warum er nicht als Bildhauer arbeitet hat er mir erzählt, dass immer, wenn er früher probiert hat, solide, massive Objekte zu machen, die entweder zerbrochen oder auseinandergefallensind. Er hat sich daraufhin auf temporäre Objekte verlegt und dabei ganz neue Arbeitsweisen entdeckt. Er arbeitet mit Tieren, er lenkt sie mittels Lockstoffen, sodass sie Spuren hinterlassen, die für ihn wiederum Kunst sind. Zum Beispiel mit Schnecken. Als ich ihn einmal besuchte, hatte er ein riesiges Bild aus Schokolade herumliegen. Er hatte verschiedene Schokoladen zusammengemischt und ich dachte, es geht um die verschiedenen Farbverhältnisse. Da gab es hellere und dunklere Flecken. Er hat mal mehr mal weniger Zucker zugegeben und zum Teil auch mit Uhu gearbeitet. Er hat das dann liegengelassen bis Mäuse und Ratten gekommen sind und die Schokolade aufgefressen haben. Die haben dann in diese Sperrholzplatte so eine Art Holzschnitt reingeknabbert. Dort wo mehr Schokolade war ist tiefer geknabbert und dort, wo Uhu ist wird nicht hingelangt. Nach 2 Wochen ist das Fress-Bild dann fertig. Er läßt sozusagen in Paris seine Hausratten für sich arbeiten. Oder er filmt seinen Hund, wie er „sein Geschäft“ verrichtet. Er filmt seinen Pudel das ganze Jahr über dabei, immer mit der gleichen Kameraeinstellung, wie er da seine Spuren hinterläßt.

Jetzt nochmal zum Thema Arbeiten mit und im Raum bei deinen Projekten...

Im Endeffekt ist das zentrale Thema immer der Körper. Jeder Choreografie versucht den Körper in ein spezielles Licht zu rücken. Das Publikum sollte immer wieder einen anderen Blick darauf bekommen. Akustisch kann man da sehr fein arbeiten, es wird eben nicht visuell eingegriffen, du hörst und spürst nur. Wenn wir zum Beispiel mit diesem Dubbing arbeiten, was wir sehr lange gemacht haben und du zum Beispiel mit meiner Stimme weitersprichst, dann bist du plötzlich eine komplett andere Person. Der Körper transformiert sich scheinbar, wie Tanz - in dir und um dich herum. Akustisch ist auch das Environment sehr schnell zu ändern. Du bist in einem Moment in einem kleinen Raum und im nächsten Moment plötzlich im Universum. Ich liebe Tanz und ich möchte Tanz sehen, nur ich brauche eben einen Grund, warum getanzt wird. Die meiste Zeit sind wir sozusagen auf der Suche nach dem Grund, warum wir versuchen, etwas abstrakt mit dem Körper zu erklären. Ich brauche den intellektuellen Input. Wenn der dann in die Performance gut einfließt, wird das Stück sehr tänzerisch. Wenn das nicht der Fall ist, dann stehen die Personen nur herum oder liegen am Boden (lacht). Wenn du professionell mit Choreografie arbeitest musst du reduzieren, es gibt ja überall Bewegung. Du musst reduzieren – wegnehmen, wegnehmen, wegnehmen - und darfst keine Bewegung zu viel bringen. Man vereinfacht, sucht nach Grundelementen.

INTERVIEW: Michael-Franz Woels
FOTO: Magdalena Blaszczuk

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Mittwoch, 5. Oktober 2011

Frei-Räume: Selbstorganisation und alternative Modelle

Diskussion zur Ausstellung
die stadt ist uns nicht egal

6. Oktober 2011, 18h
Wiener Planungswerkstatt
1010, Friedrich-Schmidt-Platz 9

mit
Agendagruppe Asphaltpiraten (Daniel Cranach)
kampolerta (DI Irene Bittner)
Kindercafé Lolligo
The Hub (Milo Tesselaar)
Die Schenke (Mona Schweiger)

Der Abend am 6. Oktober 2011 beginnt um 17 Uhr mit einer Führung durch die Ausstellung. Um 18 Uhr werden selbstorganisierte Frei-Räume in ihren Potenzialen und Ansprüchen in Kurzpräsentationen vorgestellt und auf dem Podium sowie mit dem Publikum diskutiert.

Transdanubische Safari - Entsorgen & Erholen

Fotos online unter
facebook
flickr

Sonntag, 2. Oktober 2011

DER RAUSCH IM PLÄNTERWALD

„Es fährt kein Zug durchs nirgendwo...“


Urbane Freizeitgestaltung ist ein gutes Beispiel für den Versuch der Etablierung portionierten Vergnügens. Ein vorgesehener Bereich wird auserkoren, umzäunt, mit Parkmöglichkeiten umringt, den öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglich gemacht und einem bestimmten Zweck gewidmet. Innerhalb dieses behüteten, meist auch bewachten, Gebiets soll Spaß angepflanzt, der Boden für Vergnügen urbar gemacht und Nutzen gezogen werden. Erwachsen soll indirekte Produktivität, also eine brave und ausgeglichene Produktionsgesellschaft und direkte Produktivität, also Einnahmen für Stadt und Wirtschaft. Zudem soll ein Platz entstehen, an dem Jugendliche ihre überschüssige Energie ausleben können, ohne das dafür nicht vorgesehene -weil ja dafür nicht geeignete - städtische Inventar benutzen zu müssen ...



Solange der territorialisierte Verwertungsbetrieb der ineinander verzahnten Produktionskomponenten reibungslos läuft und genug Sprit - die Stadt und ein paar Banken als Startkurbel und Anlasser, die Ausgaben der Besucher für den Eintritt, die Fahrgeschäfte und für heiße Würste und Erfrischungsgetränke als Kraftstoff - vorhanden ist, behält die Institution ihren Sinn und ihre Existenzwürdigkeit. Doch was passiert, wenn, wie im Fall des Herrn Norbert Witte der Mechanismus auseinander bricht und nur noch der unverwertbare Rest der ehemals Kinderaugen leuchtend machenden Attraktionen als Schrott in der nunmehr brachliegenden Landschaft verteilt liegt?



Zweierlei passiert: Zum einen wird das Gebiet zu einem Unexistenten: da die Natur all das ist, was das Menschliche nicht ist, existiert das von der Natur rückeroberte und vom Menschen nicht genutzte Terrain nicht mehr. Zum anderen wird es zum Schandfleck der Stadt. Denn wenn es doch genutzt wird, dann nur noch von schändlichen Individuen, die in ihm Unerwünschtes, gar Verbotenes treiben, was zur Folge hat, dass es – was noch schlimmer scheint – zum Sperrgebiet erklärt wird. So vegetierte der Spreepark von 2001 bis 2009 vor sich hin, von der Stadt zwar bewacht aber nicht beachtet ...




Seit 2009 engagierte sich das Team um Christopher Flade, der diesen Herbst gemeinsam mit dem Unterhaltungswissenschafter Dr. Sacha Szabo eine literarisch-wissenschaftliche Parkführung und -geschichte in Buchform veröffentlichen wird, in Eigeninitiative für den verwitterten Vergnügungspark. Geführte Touren werden organisiert, die den wildromantischen Charme des verschmähten Geländes aufzeigen und den Besuchern die immer noch im Äther schwirrende Heiterkeit näher bringen sollten – meist mit von der Partie ältere Herrschaften, die mit einem Tränchen im Auge noch das verhallte Kinderlachen zu hören meinten. Da diese Wochenend-Touren immer mehr bemerkt und freudig angenommen wurden, entschloss man sich Anfang 2011 das Gelände wieder für Veranstaltungen zugänglich zu machen. Es erfolgt gerade eine temporäre Festivalisierung dieser urbanen Brache, dieser sich im Taumel befindenden Subwelt ...



Es gibt bereits seit 2001 verschiedene Vorschläge, was aus dem Spreepark werden soll, aber bisher ist keiner verwirklicht worden. Dies liegt entweder an der Stadt Berlin, die den Plänen im Wege steht, oder an der Nichtdurchführbarkeit der Projekte. Nun, da der Spreepark durch die Initiative von ein paar freiwilligen Raum-Pionieren wieder auf der Bildfläche aufgetaucht ist, wird erneut darüber debattiert, was aus ihm werden soll. Der abgegraste Boden ist untergepflügt, frische Erde zum Vorschein gekommen. Und wieder wird urbar gemacht, bepflanzt und auf reiche Ernte gehofft. Es bleibt die Frage offen, ob nicht der unbeachtete, links liegen gelassene Vergnügungspark mehr Verwahrlosungs-Charme besessen hat als das, was jetzt wohl im Zuge der Kommerzialisierung dieser Flächen wieder aus ihm werden wird ...

Text: Adrian Flux und Michael-Franz Woels / Bilder: Adrian Flux


Zum Thema der Auftaktveranstaltung von urbani2e! 2011 – Urbane Vergnügungen – und als Ergänzung zum Schwerpunkt der neuen Ausgabe von dérive (Heft 45) veröffentlichten Adrian Flux und Michael-Franz Woels diesen Artikel über den Spreepark in Berlin.

Sonntag, 7. August 2011

TRANSDANUBISCHE SAFARI 2011



"ENTSORGEN & ERHOLEN"
Eine Erkundungsreise zu imposanten Deponiebergen und verborgenen Teichlandschaften
Sa. 10. 09. 2011, 12 - 16 Uhr


Intention
Kampolerta lädt zum wiederholten Male auf die andere Donauseite. Die Serie Transdanubische Safaris sind Stadttouren, die TouristInnen in die Donaustädter Zwischenstadt locken sollen. Die Reisen führten in den letzten Jahren in „die Zukunft der Stadt“ - zu projektierten Stadterweiterungsgebieten wie OASE22 und STAR22 im Umfeld vom Flugfeld Aspern / Seestadt in Wien-Donaustadt und entlang der U2-Verlängerung. Bei diesen Stadtperipherie-Safaris werden vorhandene (bauliche) Strukturen aufgezeigt und hinterfragt.

Vorgeschichte
Bei der (Wieder-)Eröffnung des Genochmarkts im Jahr 2008 hat kampolerta BesucherInnen gebeten, ihre Lieblingsorte und Unorte auf einem Stadtplan zu markieren. Aufgrund der Ergebnisse, kombiniert mit eigenen Exkursionen, sind unterschiedliche Touren entstanden, die alljährlich in Form von Wochenendausflügen präsentiert werden.

Rurbanität 2011

Thema der heurigen Tour am Rande des pannonischen Gebietes im Grenzbereich Wien - NÖ sowie 21. und 22. Bezirk ist die Entsorgung von Abraum und Altlasten auf Deponien wie der Deponie Rautenweg und dem "Langen Feld", welches längerfristig zu einem Naherholungsgebiet umgewandelt werden soll, sowie die permanente und temporäre Erholung der TransdanubierInnen an bebauten Schotterteichlandschaften.



Sa. 10. 09. 2011, 12 - 16 Uhr (pünktlicher Beginn)

Konzeption: Srdan Ivkovic, Barbara Mayer, Michael-Franz Woels
Tourguides: Srdan Ivkovic, Barbara Mayer, Michael-Franz Woels



http://www.donaustadtkultur.at/

http://blog.hloch.at/?p=725

Montag, 4. Juli 2011

AKUSTISCHE RÄUMUNG


für die veranstaltung "die kurze nacht der stadterneuerung III" wurde der aussenraum des ehemaligen gasthaus vorstadt fotografisch dokumentiert. dieses exemplarische bildmaterial diente als ausgangsmaterial für eine sound-collage. die einzelbilder wurden mittels eines computerprogramms in klänge transformiert. der schweizer klangkünstler andres bosshard erläutert als off-sprecher seine sicht- bzw. hörweise der akustischen dimension, die uns im kommunikations- und interaktionsraum des alltags begleitet...

KONZEPT: MICHAEL-FRANZ WOELS
TON/BILD: OSH37

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Dienstag, 31. Mai 2011

Interview mit Konrad-Paul Liessmann


Der österreichische Philosoph Konrad-Paul Liessmann verortet im Gespräch Begrifflichkeiten wie die Performative Gesellschaft, den Möglichkeitssinn des Menschen rekurrierend auf räumliche Gegebenheiten und die Schutzfunktion des Rituals.

Zur philosophischen Deutung von verschiedenen Raum-Begriffen: zuerst der Freie Raum...

Der Raum ist philosophisch ein ehrwürdiger Begriff, das muss uns klar sein. Der Raum ist ja auf der einen Seite der erlebbare, ertastbare, begehbare Raum. Der Raum kann vor allem auch wenn er unbegrenzt erscheint auf der einen Seite dieses Symbol der Freiheit sein, auf der anderen Seite auch eine bedrohliche Dimension haben – diese Leere. Jeder Horrorfilm beginnt mit dem leeren Raum, dieses Bedrohliche, das, was man besetzen kann.

Bei Immanuell Kant und seinen Nachfolgern spielt der Raum als Anschauungs- und Vorstellungsform eine ganz große Rolle. Eine Vorstellung, die wir voraussetzen müssen, damit wir die Welt überhaupt wahrnehmen können Wir können uns keine Welt denken, die wir uns nicht vorstellen können. Das sind jetzt zwei Ebenen, bezogen auf den physikalischen, erfahrbaren Raum.

Wenn man jetzt von den Freien Räumen spricht, kommt die metaphorische, symbolische Ebene dazu. Der Freiraum ist etwas, wo man sich auch geistig bewegen kann. Freiräume sind Räume, wo es gewisse Regeln nicht gibt. Wo bestimmte Regeln zu bestimmten Zeiten außer Kraft gesetzt sind. Freiräume können auch Utopien sein, die in den realen Räumen nicht passieren oder nicht passieren können. Also der Begriff des Freien Raumes läßt eine ganze Reihe von Assoziationen zu.

Möglichkeitsraum?

Der Begriff Möglichkeitsraum ist ja schon eine Form um Möglichkeiten einzuschränken. Das muss man aber nicht, dank des Möglichkeitssinns des Menschen. Möglichkeiten sind ja noch etwas nicht realisiertes, gleichsam etwas, das noch antizipiert werden kann, was in der Phantasie sein kann, was nur gedacht ist, was nur erahnt sein kann, was Moment oder Resultat eines Durchspielens von Varianten sein kann.

Das ist das Entscheidende, dass der Mensch einen Möglichkeitssinn hat, dass er nicht der Wirklichkeit verpflichtet ist. Und der Möglichkeitsraum ist eine Variante dieses Möglichkeitssinns, der sehr stark auf das Räumliche rekuriert. Auf der einen Seite wird ein Raum eröffnet, auf der anderen Seite wird durch das Eröffnen der Raum auch schon wieder begrenzt. Der Möglichkeitsraum deutet schon an: hier kannst du, aber woanders nicht.

Verkaufter Raum – die Stadt, der öffentliche Raum als verkaufter Raum?

Jetzt muss man natürlich aufpassen. Man kann mit verkauften Räumen Räume meinen, die privatisiert werden, die tatsächlich verkauft werden. Man kann damit meinen, dass Raum etwas ist, was man überhaupt nicht kaufen oder verkaufen kann. Da gibt es wenige Areale auf dieser Erde, wo das tatsächlich zutrifft. Zum Beispiel die Antarktis, da hat man sich international geeinigt, dass man sie nicht in Besitz nehmen darf. Ähnliches gilt für den Weltraum, wo es auch internationale Konventionen gibt, dass der Weltraum allen, die die Technologie beherrschen, offen stehen muss. Das gilt in eingeschränktem Maße für die Meeresoberfläche. Es gibt diese Hoheitsgewässer, wo Staaten Besitzansprüche stellen können, wo fremde Fischer nichts zu suchen haben und fremde Kriegsschiffe schon gar nichts zu suchen haben. Soweit ich informiert bin, ist der feste Boden auf dieser Erde entweder im öffentlichen oder privaten Besitz. Und dann kann man prinzipiell die Frage stellen, wann begann die Idee, Raum als Besitz aufzufassen. Das muss irgendwann einmal begonnen haben.

Nomaden und Freibeutergesellschaften kannten nicht den Besitz an Grund und Boden. Das muss mit dem Ackerbau eingesetzt haben. Dann gab es verschiedene Formen von Gemeineigentum. Es gibt ja auch heute noch öffentliche Räume wie Parks und dergleichen mehr, die gehören der öffentlichen Hand, uns allen, aber sie gehören jemanden, der Gemeinde, der Stadt, der Republik. Und dann gibt es Privatbesitz an Grund und Boden, an Räumen. Wie jeder Besitz kann der ge- und verkauft werden. Es stellt sich die Frage, wenn etwa etwas im öffentlichen Besitz privatisiert wird, ob das tunlich ist, ob das gestattet ist, ob es im Dienst des Allgemeinwohls ist.

mehr lesen:
skug.at

FOTO (c) MICHAEL-FRANZ WOELS

Montag, 9. Mai 2011

LX4 built landscape









Vortragsreihe Landschaftsarchitektur 2011
4 Abende - 4 Länder - 4 LandschaftsarchitektInnen präsentieren ihre aktuellen Arbeiten



31.5.2011 I 19:00 Portugal: Joao Ferreira Nunes, proap Lissabon
7.6. 2011 I 19:00 Slowenien: Alenka Korenjak, prostoRož, Ljubljana
20.10.2011 I 19:00 Niederlande: Ricky Rijkenberg, büro b + b, Amsterdam
10.11.2011 I 19:00 Schweiz: Martina Voser, vi.vo architektur.landschaft, Zürich

Sonntag, 6. März 2011

Interview with Tim Etchells



Tim Etchells works are quite influential. He is an artistic director, author and performer and has taught, written and published on contemporary performance and art with a huge impact on the development of a uniquely British avant-garde performance style.


Theater is a space of illusion. I would like to offer some notions of space and hear your associations. Let´s start with “Ludic Space”…


Tim Etchells: “Ludic Space” is a space for play – this is theatre in a way. That’s one of the things we think about in relation to the space of the stage, where one makes the performance. A space in which you establish permission to behave as if things where otherwise, to construct new ways of behaving. There is a liberation in that and there is an “as if” in that, which I think comes from this gaming, reality-twisting or reality-bending impulse. It is a deep human desire to twist or play with the reality we are in.

“Loose Space”


I can think of that in terms of theatre again, it terms of this sort of malleability of place and time in theatre and performance. How people use space is what defines it. Spaces with a purpose or with a particular frame. It is the daily use of them, which is often playful, inventive and drifting. Streets and locations in a city can often have multiple meanings or uses, frames of use that operate in different communities: It is one thing by day and another by night, or at the same there will be oversecting and intersecting, overlapping uses. This sense of non-definite and slightly shifting spaces in cities is really important.

“Appropriated Space”

“Appropriated Space” is much more about saying “we can take the space and turn it and do something with it that wasn´t its original intention and grab a hold of it and transform it in the way that we grabbed a hold of it.” It is a more premeditated, assertive grabbing of a space.

“Collage Space”

It is related to “Loose Space” and “Appropriated Space”. Appropriated to me seems much more related to power in the sense that appropriation has built into it the idea that there is an original and intended usage of something - and then appropriation is to take that and turn it. Loose and collage to me implies something less hierarchical, more like multiple non-orthodox possibilities. Appropriation would always be in relation to orthodoxy: There’s an orthodoxy and then you turn it. Whereas collage may be the items that you are putting together, that are co-existing… there’s not necessarily an original hierarchy, it’s more about mixing between one thing and another.

Is theater a kind of “Subversive Space”?

Theatre is very codified, very delineated, very structured as a space. There are many ways to configurate the space in theater, but the fundamental one is the Proscenium theatre. It’s very hierarchical, very clear, fucking old and conventionalised and incredibly restricted. But this set of restrictions allows a certain set of subversions, questions and re-drawings of reality to happen. You can´t have this subversive space there without the frameworks that allow it. We really like to work inside this quite old and regemented framework, because it allows us to reach to some subversive, playful things. I would always think of play or freedom or subversion in relation to a system and restriction. There is no space of absolute play or absolute freedom. Play only exists in terms of expectation, codification and structure. Language is a limit, physical space is a limit, biology is a limit. All of those things are structures that allow you to find freedom because they are limited.

What do you think about the term “Performative Society”?

It’s clear, that the reality is not what it used to be and that increasingly politics and performance are – maybe they always were, but now they are hugely - intertwined in a certain way. The digital sphere, the strange performativity of online presence in life, has changed the way people present themselves. We are more and more in a sort of lapping zone between a material reality that we inhabit and then a set of stories, fictions and images that we all summon, create and speak through. These things are very deep and very complex and it is hard to get to the bottom of that pile. It is funny because in the 80ies one would really only be talking about film and TV as the kind of spaces where this media myth and the hold on cultural imagination was. Now, since the internet really happened, that has shifted a lot. There is this sort of two-way, group-authored thing happening nowadays, which has a different dynamic. There is some space of action and agency in that, but also a trap that we don´t understand yet. And at the same time I don´t like the rhetoric of democratization in association with the internet, I don´t think this has any relationship to democracy at all. What passes for collaborative authorship and participation in this space is usually quite miserable and limiting. We have yet to see how that works, and I am fairly sceptical. You get information – arguably – but the question is: What can you do with this information, with this data? For sure, people are using that information to group around on the internet and that is great. But how successful are we in actually dealing with that in reality? Because to really stand on a platform where you would concretely do something about it, across the society, across the culture – to form a movement that doesn’t stay within a Facebook Group – it is a rare thing to happen. It is this very bizarre situation: All the facts are there, but organizing the “social will” to do something with that is the tricky thing.

read more:
www.faq-magazine.com

FOTO (C) MICHAEL-FRANZ WOELS
INTERVIEW: MICHAEL-FRANZ WOELS / HANNA PALME

Sonntag, 13. Februar 2011

ROUNDABOUT KNOCKABOUT




Informelle Nutzungen von urbanen Freiflächen schaffen kurzzeitige Verweilorte, die auch für andere Menschen als Wohlfühlmagnete fungieren können. Jeder Mensch kann für seine Mitmenschen zur Wohlfühloase werden, wenn er sich für sie Zeit nimmt, spontane Gedankenräume anbietet und dem Gegenüber Raum schenkt. So kann auch inmitten von hektischem, geschäftigem, innerstädtischem Treiben ein Netzwerk aus kleinen punktuellen Aufenthaltsbereichen, die gemeinsam gestaltet, temporär begrünt und genutzt werden (Mikro- und Minutengrün) entstehen. Selbst eine Verkehrsinsel wird für kurze Zeit in einen Lese- und Sitzbereich umfunktioniert und soll als Vor- und Sinnbild für weitere aktive Raumnutzungen, für innerstädtische Mikro- und Minutenbegrünungen dienen.

FOTOS (C) johannes hloch www.hloch.at